Liebe Menschen,
es ist geschafft: »Was ich unbedingt noch sagen möchte« ist geschrieben und geht nun für den Feinschliff ins Lektorat. Zur Feier des Tages möchten wir heute einen kleinen Auszug aus der Begegnung mit Manfred mit euch teilen:
»Ich hätte gerne früher gewusst, dass die Plätzchen meiner Frau nach ihren Händen schmecken«, sagt Manfred Müsch und hält seinen Schatz ganz bedacht in seinen von vielen Jahren harter Arbeit gezeichneten Händen. Es ist eine große, blaue Blechdose, die ziemlich ramponiert aussieht und sich daher nicht ganz leicht öffnen lässt.
»Sie werden das vielleicht nicht glauben«, er unterbricht seinen Satz für ein herzhaftes Zwischenschmunzeln: »aber darin riecht es nach meiner Frau.« Dann versucht er die Schachtel zu öffnen. Es gelingt nicht gleich, seine Hände zittern, Griffkraft fehlt. Er wird nervös und verliert langsam die Geduld mit sich, schimpft leise vor sich hin, dann hat er die Büchse endlich offen. Erleichtert legt er den Deckel zur Seite, greift in den wilden Haufen aus Erinnerungen, schiebt ihn leicht zur Seite und beugt sich in Richtung Tisch, um einen tiefen Nasenzug zu nehmen. Dann setzt er sich auf, lehnt sich an und hält wohlig wirkend inne.
»Sie können auch, wenn Sie wollen und es Ihnen nicht zu verrückt ist«, bietet er mir an.
»Vor 93 Jahren, ich war drei und sie noch null, sah ich meine Gerda zum ersten Mal. Meine Mutter erzählte mir das später, erst nach der Hochzeit. Meine Gerda war das Kind unserer Nachbarn. In dem Sommer, in dem sie geboren wurde, machte man sich bekannt. Die Höfe waren groß und fern ab vom Schuss, Besuch gab es nur zu seltenen Gelegenheiten. Aber mit den Nachbarn saß man ab und an mit einer Decke hinten auf den Wiesen. Meine Mutter erzählte mir, wie fasziniert ich kleiner Steppke von dem Baby war. Andere Kinder gab es ja nicht.«
»Heißt das, Ihre Gerda war überhaupt das erste Mädchen, das Sie gesehen haben?«, frage ich.
»Ja, ja! Das erste Mädchen meines Lebens wurde später meine Frau.«
Von dieser sowie zwölf weitere Begegnungen mit Sterbenden erzählt das zweite Hospiz-Buch: »Was ich unbedingt noch sagen möchte« - jetzt vorbestellen im Onlineshop.
Liebe Menschen,
erinnert ihr euch noch an »Was ich noch zu sagen hätte…« - das Hospizbuch und an das Gefühl, das euch beim Lesen begleitete? An Friederike und Ben, an Käthe und Hannes und Margarethe und Ferdinand?
Beinahe fünf Jahre ist das nun her … die Reise, die dieses kleine Buch durch euer Hinaustragen in die Welt nahm, führten uns zu zahlreichen weiteren wundersamen Begegnungen und Gesprächen mit Sterbenden, die alle noch so viel zu sagen hatten. So reifte nach und nach die Idee heran, ein zweites Hospizbuch zu schreiben, um euch davon zu erzählen.
Damit es allerdings dieses zweite Buch geben kann, benötigen wir noch einmal euer Vertrauen und die Bereitschaft, es jetzt schon in unserem Online-Shop zu bestellen, um es am Welthospiztag, dem 12. Oktober 2024, in euren Händen halten zu können.
Um ehrlich zu sein, brauchen wir innerhalb der nächsten vier Wochen ziemlich exakt 413 Vorbestellungen, um das ganze Projekt in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten irgendwie realisieren zu können. Dafür werdet ihr, die ihr dieses Buch erst möglich macht, die einzigen sein, die eine Hardcover-Ausgabe bekommen, in der zudem eine Bonusgeschichte auf euch wartet, die in späteren Softcover-Auflagen nicht enthalten sein wird.
Ganz wichtig: Wie schon beim ersten Buch, werden wir auch diesmal 5 Euro von jedem vorbestellten Exemplar an das Hospiz Jena spenden, die eine unglaublich wichtige und wertvolle Aufgabe übernehmen und jeden Cent gut gebrauchen können.
Wir würden uns daher von Herzen freuen, wenn wir die Fortsetzung von „Was ich noch zu sagen hätte“ gemeinsam möglich werden lassen. Bestellt jetzt für euch, eure Familie und Freunde und all die Menschen, die diese Geschichten lesen sollten ein oder gern auch mehrere Exemplare in unserem Online-Shop.
Tausenddank vorab,
Martina & Tim.
Liebe Menschen,
drei Jahre, fünf Auflagen und unzählige wie unvergessliche Begegnungen sind seit dem Sommer 2019 vergangen.
Ein Crowdfunding war nach einigen gescheiterten Versuchen der letzte Strohhalm, um unser Hospizbuch-Projekt doch noch zu verwirklichen.
All die Wege, die dieses Buch dann fand; all die Herzen, die es erreichte, berührte und öffnete; all die schmerzhaften wie heilsamen Momente, Begegnungen und Auseinandersetzungen, die es hervorbrachte - all diese wunderbaren Dinge waren nur möglich, weil 302 (!) Menschen uns vorab ihr Vertrauen schenkten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine Ahnung, wohin dieser Weg uns führen, wo all das enden würde, aber wir wussten: so muss es beginnen.
Das Ende dieser Reise ist nun in Form eines kleinen Dankeschöns von uns für euch und für all euer Vertrauen gefunden: eine Hörbuch-Version von »WAS ICH NOCH ZU SAGEN HÄTTE«, kostenlos und frei verfügbar für alle.
Ab dem 29. November 2022 veröffentlichen wir jeden Dienstag zwei Begegnungen aus dem Buch auf Spotify (und überall wo es sonst so Podcasts gibt). Ich habe sie selbst eingelesen. Nicht, weil ich das besonders gut könnte, sondern weil sie mir so viel bedeuten und ich möchte, dass man das auch hören kann. Und auch, weil ich so viele liebenswürdige wie engagierte Einladungen zu Lesungen bedauerlicherweise nicht wahrnehmen konnte. Daher ein letztes Mal in aller Form:
Tausenddank an alle, die dieses Buch im Sommer 2019 möglich gemacht haben. Tausenddank an alle, die den Mut hatten, es zu lesen und denen dieses Buch etwas bedeutet. Tausenddank an Felix (ProTon Audio Jena), der diese Aufnahmen begleitete und so fantastisch Dudelsack spielt(e).
Und tausenddank vor allem auch gen Himmel an
Otto, Friederike, Günter, Heinz, Ben, Elisabeth, Georg, Ferdinand, Hannes, Greta und Käthe.
Jeden Dienstag gibt es nachfolgend zwei neue Folgen. Viel Freude beim Hören.
Vor genau einem Jahr ist unser Hospiz-Buch »Was ich noch zu sagen hätte« erschienen und bevor diese Reise nun langsam endet, möchten wir noch ein kleines Kapitel mit euch teilen:
Am Rande einer Veranstaltung spricht mich eine ältere Dame ganz leise von der Seite an:
»Entschuldigen Sie bitte, wäre es Ihnen vielleicht möglich auch mein Buch noch zu signieren?«
»Aber gern, haben Sie einen konkreten Wunsch?«
»Ja, schreiben Sie bitte – für Rosie und Walter.«
Während ich durch das Buch blätternd die erste Seite suche, fällt mir ein altes Schwarz-Weiß-Foto in die Hände, es zeigt ein junges Paar in den Bergen. Ich erkenne die Frau, die nun drei, vier Jahrzehnte später vor mir steht.
»Ist das denn Ihr Walter?«, frage ich sie.
»Ja, das ist er. Wissen Sie, er wollte sein ganzes Leben lang einmal mit dem Glacier-Express durch die Schweizer Alpen fahren. Das ist der langsamste Schnellzug der Welt! Das hat aber leider nicht mehr geklappt.«
»Oh, das tut mir sehr leid.«
»Ja, das tat es mir lange auch, sehr sogar. Sogar so sehr, dass sich die Jahre danach ganz taub anfühlten. Irgendwann brachte meine Tochter dann Ihr Buch mit. Das mag sich jetzt vielleicht verrückt anhören, aber als ich die Geschichte von Margarete las, die ihren Ferdinand verloren hatte, da ist mir plötzlich aufgefallen: ich bin ja auch noch hier, ich lebe ja noch. Also habe ich mir ein Ticket für den Glacier-Express gekauft. Und glauben Sie es oder nicht, mein Walter war dabei! Ich habe mich ewig nicht mehr so lebendig und ihm nah gefühlt.«
»Liebe Menschen,
dieses Buch hat mich verändert. Es hat mich über ein Jahr beschäftigt und wird es weiter tun. In den letzten zwölf Monaten habe ich Sterbende getroffen und mit ihnen über das Leben gesprochen, über das was sie von ihrem gelernt haben.
Was sich im ersten Moment schwer, beinahe unerträglich anhören mag, war in Wirklichkeit etwas Befreiendes, denn die vielfältigen Begegnungen wirkten Augen und Herzen öffnend, sie haben mich – mitten durch die Angst und den Schmerz – zu mir geführt und mich dem Leben nähergebracht.
Mein besonderer Dank gilt den mutigen Menschen, die mir am Ende ihres Lebens einen Einblick geschenkt haben, in das, was sie beschäftigt und bewegt. Ich hoffe sehr, es ist mir gelungen, dir mir anvertraute Essenz dieses einen Moments richtig zu verstehen und wiederzugeben. « Tim Wache, Autor
»Was ich noch zu sagen hätte« erzählt von zwölf dieser Begegnungen und erscheint offiziell am kommenden Freitag, dem 11. September 2020. Es ist ab sofort in unserem Online-Shop bestellbar und zudem in folgenden Läden in Jena zu erwerben:
Jenaer Bücherstube | Buchhandlung Albert Steen | Holz & Hygge | Del.Corazon. Store Jena | HAUPTSACHE mit Liebe & Zeit
Der gesamte Erlös aus der 1. Auflage wird zu 100 % dem Förderverein Hospiz Jena gespendet, um deren wichtige und wertvolle Arbeit zu unterstützen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Menschen, die im Rahmen des Crowdfundings vor einem Jahr dieses Buchprojekt überhaupt erst möglich gemacht haben.
Sonnige Grüße,
Martina & Tim
Liebe Menschen,
die Sie die Meilensteine verfolgen und unser Hospiz-Buchprojekt unterstützen,
wir möchten uns für Ihre Geduld bedanken und Ihnen hiermit einen ganz persönlichen Einblick in den aktuellen Stand des Projektes geben:
»Als vor vielen, vielen Jahren einer meiner besten Freunde starb, hielt sich mein schweres Herz an einem versöhnlichen Gedanken fest: Er ist nicht von mir gegangen, er ist lediglich vor mir gegangen und sitzt jetzt irgendwo da oben mit einem Haufen cooler Leute zusammen; dem geht’s bestimmt gut da! Und wahrscheinlich warten sie alle auf mich und singen und lachen sich schon einmal warm. Das half in dem Moment, auch wenn es natürlich nur die halbe Wahrheit darstellt. Die bitterere Hälfte ist: weder das Leben, noch das Sterben sind plan- geschweige denn kontrollierbar; genau das macht uns Angst, genau dem stemmen wir uns auf mehr oder weniger obskure Weise entgegen, genau das ist es, was uns letztlich den Umgang mit dem Leben und dem Sterben so schwer macht.«
Dem menschlichen Reflex, im Zweifel der Verwundbarkeit lieber wegzuschauen, wegzuschieben und das ganze Dilemma zu ignorieren, wollten wir etwas entgegensetzen – das war unser Motiv zu diesem Hospiz-Buchprojekt. Wir wollten uns dieser Angst stellen und etwas über das Leben lernen, in dem wir uns mit dem Sterben im Allgemeinen und den Sterbenden im Speziellen beschäftigen.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir begriffen haben, dass wir für dieses Projekt nicht das passende Handwerkszeug in unserem Werkzeugkasten besaßen. Wir hatten intensive Begegnungen und Momente mit Menschen – so wie in allen anderen Buchprojekten zuvor auch. Wir nahmen uns viel Zeit, das Erlebte sacken und arbeiten zu lassen – so wie wir es stets angehen und zulassen. Doch diesmal kam der entscheidende Moment nicht. Dieses diffuse, beinahe unerklärliche Gefühl, nun gedanklich genug über der Geschichte gebrütet zu haben und mit der Arbeit beginnen zu können, es blieb einfach aus und wollte sich partout nicht einstellen – das war gänzlich neu und führte jeden Zeitplan automatisch ad absurdum. Irgendwann kamen wir uns jedoch auf die Schliche, denn wir hatten uns lange Zeit etwas vorgemacht:
Wir dachten, wir könnten dieses Buch angehen und planen, wie jedes andere auch. Das war ein Trugschluss, weil wir den Menschen, um die es diesmal geht, nur einmal begegnen. Es gibt genau einen gemeinsamen Moment. Es gibt genau einen persönlichen Eindruck, und zwar in einer Extremsituation, im unmittelbaren Umfeld des Sterbens. Das ist eine Herausforderung, in uns und bezüglich unserer verantwortungs- wie vertrauensvollen Aufgabe als Erzähler, die wir lange unterschätzt haben.
Die Menschen, die sich bereit erklärten, uns in dieser besonderen Lebenssituation zu treffen, die uns die Essenz ihres Lebens, ihrer Erfahrungen in unserer allerersten und gleichzeitig allerletzten Begegnung anvertrauten, sind bis auf eine Ausnahme nicht mehr da. Sie werden nie lesen, was wir über sie schreiben; wie wir sie, ihr Leben und unsere Begegnung empfanden. Wir werden nie erfahren, ob wir sie richtig verstanden haben, ob es uns gelungen ist, das was sie mit uns allen teilen wollten, richtig zu übermitteln. Keine Kontrolle, keine Zustimmung darüber zu haben, hat uns unsicher werden lassen und Angst gemacht; viel mehr als wir es vermuteten, als wir es »geplant« hatten und uns vorstellen konnten.
Im Wesentlichen ist das der Grund, warum Sie alle noch immer nicht das Buch Ihren Händen halten, welches Sie mit Ihrer dankenswerten Unterstützung überhaupt erst ermöglicht haben. Wir können uns folglich nur entschuldigen, dass der zeitliche Plan von uns nicht eingehalten wurde und Ihnen gleichwohl versichern, dass uns die Einhaltung des inhaltlichen Plans wichtiger erschien. Inzwischen haben wir uns das fehlende Handwerkszeug im Umgang mit diesem besonderen Projekt und seinen unglaublichen Menschen und Begegnungen angeeignet.
Anfang September 2020 feiert der Förderverein Hospiz Jena sein 25-jähriges Bestehen. Durch die aktuelle Krisenlage, die Begegnungen mit Menschen so schwierig macht, weiß niemand, ob dieses achtenswerte Jubiläum auch gefeiert werden darf. In jedem Fall werden wir zu diesem Zeitpunkt unser Hospiz-Buch: »Was ich noch zu sagen hätte« veröffentlichen und Ihnen zukommen lassen.
Wir hoffen auf Ihr Verständnis.
Bleiben Sie gesund und liebevoll, zu sich und den Menschen in Ihrem Umfeld.
Herzlichst, Martina & Tim.